Über uns
UNSERE GESCHICHTE
Äußere Verhältnisse zur Zeit der Gründung
Die Gründung
folgende Reglement verlesen wurde und die in der nächstfolgenden, aus den Unterschriften alphabetisch geordneten Liste verzeichneten Personen zu Offizieren und Führern gewählt, auch wegen Anschaffung einer neuen Fahne das Nötige beraten und beschlossen wurde. Das Hauptziel der neugegründeten Korporation bestand in der aktiven Anteilnahme am Freischießen unter Ausschaltung aller politischen und konfessionellen Interessen. Auf Zucht und Ordnung hielt man strenge. Ihre schönste Aufgabe erblickte die junge Kompanie darin, ihre Mitglieder zu tüchtigen und ehrbaren Bürgern heranzubilden. Alljährlich, wenn das Osterfest vorüber war, wurden die Mitglieder nach der Steingrube beordert. Hier wurden unter Leitung der Offiziere in Anwesenheit der Tambouren (Trommler und Pfeifer) Exerzierübungen veranstaltet. Eine Pflicht, an diesen Übungen teilzunehmen, bestand nicht. Jeder Junggeselle erachtete es als eine Ehre, an den Exerzitien teilzunehmen. Der Erfolg blieb nicht aus. Freundlich ruhten die Augen der Zuschauer bei dem Aufzuge am Freischießen auf der Junggesellen-Kompanie. In geschlossener Formation und im strammen Gleichschritt zog man auf. Deshalb übertrug man ihr auch die Ehrenbegleitung der ,,Besten Männer", wenn diese am späten Abend, mit ihren neuen silbernen Ehrenzeichen und mit der Bürgerkrone geschmückt, in die Stadt einzogen. Bis zum Jahre 1870 trat die Junggesellen-Kompanie nur zum Freischießen zusammen. Wer bis dahin einen Beitrag von 30 Sil-bergroschen entrichtet hatte, war Mitglied und durfte an den Vergnügungen, die im Laufe des Jahres stattfanden, teilnehmen. Eine bei den Mitgliedern zirkulierende Liste, von den Führern und Offizieren unterzeichnet, vermittelte die Einladung./div>
Offiziere und Führer
Die Liste der Offiziere und Führer, welche leider nicht mehr vollständig erhalten ist, weist viele bekannte Namen alter Hildesheimer Patrizier-Familien auf. Sehr oft sehen wir den Captain Hansen, als ersten Führer der Kompanie, auch die Namen Schöne, Haverbeck, Krüger, Gerstenberg, Grote, Immendorf weiden des Öfteren genannt. Urenkel bzw. Enkel gehören heute noch der Kompanie an und, ihre Familiengeschichte ist eng mit der Junggesellen-Kompanie verbunden. Daß die Mitglieder unter sich Zucht und Ordnung hielten und es streng nahmen mit ihren Gesetzen, beweist eine Einnahme von 28 Reichstalern für Strafgelder, sowie ein nachstehend aufgeführter Paragraph des Statuts vom 10. Juni 1832:
„Damit Ordnung und Einigkeit erhalten werde, sind alle Mitglieder verpflichtet, sich gegenseitig freundschaftlich zu behandeln, den Anordnungen der gewählten Vorgesetzten aber schuldige Folge zu leisten. Die Contravenienten werden nach stattgehabter Untersuchung durch das Collegium mit einer Geldstrafe bis zu einem Thailer belegt."
Ein alter Vertrag
1. verpflichtet sich die Kompanie, das zu erbauende Zelt des Herrn Mummers zu ihrem Vergnügungsorte zu nehmen.
2. Erhält die Kompanie die Musik des Herrn M. zum Ausmarsch des Aufzuges wie auch auf die 3 Schießtage, von abends 8 Uhr an, solange, wie die Kompanie Vergnügen findet.
3. Die Kompanie behält sich bevor, für die Harmonie-Musik, welche bis 8 Uhr abends zum Besten des Herrn M. stattfindet, so oft gesammelt wird, nichts zu bezahlen, sondern sich durch Vorzeigung einer Karte zu legimentieren, dass man zur Kompanie gehört.
4. Sobald die Tanzmusik ihren Anfang genommen hat, so kann durchaus kein anderer, als wer zur Kompanie gehört, Anteil nehmen, es sei denn auf ausdrückliche Bestimmung der Kompanie. Sollte jedoch der eine oder der andere von Mummers Gästen, der nicht zur Kompanie gehört, nach 8 Uhr
abends tanzen wollen, so darf dieses nur geschehen außer dem für die Kompanie bestimmten Lokale, jedoch bleibt die Bestimmung der Tänze durch einen Anschlagezettel im Zelte der Kompanie überlassen.
5. Verpflichtet sich Herr M. in dem zu erbauenden Zelte eine Abteilung von 2 Dielen Länge und verhältnismäßiger Breite lediglich für die Kompanie einzurichten, ohne daß ein anderer das Recht haben soll, davon, sei es auch am Tage, Besitz zu nehmen.
6. Herr M. erhält für die Erfüllung oben genannter Bedingungen in einer Summe 36 Reichs-taler, ohne dass die Kompanie noch sonst an die Musici etwas zu bezahlen hat. Der Tag der Auszahlung obiger Summe ist auf den ersten Tag nach beendigtem Freischießen bestimmt.
7. Herr M. sowie auch die Offiziere und Führer der Kompanie haben obiges genau erwogen und verpflichten sich beide Teile durch ihre Namensunterschrift zur pünktlichen Erfüllung obiger Bedingungen, und bleibt Herr M. durch seine Unterschrift daran gebunden, da jedoch die Offiziere und Führer selbiges erst der Kompanie vortragen müssen, wie leicht zu erwarten steht, so erfolgt deren Unterschrift nur als Bestätigung, nachdem es die Kompanie genehmigt hat.
Erstes Auftreten
bevorstehenden Freischießen zu einer Versammlung nach dem Knochen-hauer-Amtshause zu St. Andreas (abgebrannt zwischen der Münze und der Eckemekerstraße) geladen waren, beriet man über eine Änderung der Satzungen. Nach diesen ist ein Mitglied befugt, Freunde und Verwandte zu den Veranstaltungen der Kompanie einzuführen. Unter der Führung von Söhnen alteingesessener Hildesheimer Familien entwickelte sich die Jung-gesellenKompanie vorzüglich. Bereits 1835 mußte man zu einer Neuorganisation schreiten. Man bildete 4 Führerschaften mit nachfolgendem Offizierkorps:
Major: Hansen.
Kaptain: Eickenkötter.
Leutnants: Welge, Adam.
Führer: Immendorff, Ossenkopp.
Folgende Feste
1838 wurde der Bürgermeister Lohde zum General gewählt. Sein Adjutant war der Bauver-walter Witte, Major und Kommandeur des zweiten Bataillons war der Advokat Fr. Weinha-gen. Die Reihenfolge im Zuge war wie folgt:
Artillerie, Kavallerie mit Musik, Schützen mit Musik, I. Bataillon der Bürger unter Kommando des als Major gewählten Stadtsekreträrs Brandts, zum I. Bataillon gehörten auch die mit Schurz, Axt und Bärenmütze versehenen Zimmerleute sowie der langjährige Tambour-Major Pölz. Das II. Bataillon kommandierte als Major der Advokat Friedrich Weinhagen. Den Schluss des Zuges bildete die Junggesellen-Kompanie. Am Mittwoch im Freischießen wurde aber vom
linken Flügel abmarschiert, so dass nach den Schützen die Junggesellen-Kompanie kam. Im Jahre 1839 besuchte König Ernst August das Hildesheimer Freischießen, ohne die Stadt zu betreten. Auf dem Schützenhause wurden ihm die Vertreter der einzelnen Korporationen vorgestellt. Auch der Vorstand der Junggesellen-Kompanie machte seine Aufwartung.
Stets hielten die Junggesellen unentwegt zusammen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit beseelte alle. Dieses trat besonders nach dem Freischießen 1839 in Erscheinung. Aus Anlass des Freischießens strengte eine Dame gegen einen Offizier eine Klage an. Sofort machte die ganze Kompanie einmütig Front und opferte das ganze Vermögen der Kasse, das sich auf 68 Reichstaler belief. Selbst als dieser Betrag nicht ausreichte, sprangen edle Spender aus der Kompanie in die Bresche, so dass der Prozess glücklich zu Ende geführt wurde.
Freischießen 1841
I
Am 15. Sonntag-Nachmittag versammeln sich die verschiedenen Abteilungen der Bürger in der Schützenallee, wo als Vorbereitung des folgenden Tages Musterung abgehalten wird. Alsdann wird auf die Wiese marschiert.
II
Bei Tagesanbruch des 16. August wird Reveille geschlagen: ,,Freut Euch des Lebens usw.". Pünktlich 8 Uhr morgens findet der festliche Auf- und Auszug statt. Ordnung des Zuges ist folgende:
1. Artillerie
2. Trompeter der Kavallerie
3. Kavallerie
4. Vier Scheiben, Scheibenseher und Schreiber
5. Zwölf junge Kranzträgerinnen
7. Schützen- oder l. Kompanie
8. Zimmerleute
9. Regimentstrommler mit Trommel;
Trommelschläger und Pfeiffer
10. 2. und 3. Kompanie. <br/ II. Bataillon
11. Musikchor und Trommelschläger
12. 4., 5. und 6. Kompanie
13. Musikchor
14. Junggesellen- oder 7. Kompanie
Hildesheim, den 7. August 1841
Der General: Fr. Weinhagen
Der Oberstleutnant: Th. Peters
Der Major: L. Böbbelen
Die Schützendeputierten: Tietz, Wolpers, Meyer
Der General-Adjutant: A. Schwiening
Einheitliche Kleidung
Die Offiziere und Führer, der Kern und das Rückgrat der Kompanie, gingen zu den Paraden in weißen Beinkleidern und schwarzem Gehrock mit umgeschnalltem Säbel. Diese einheitliche Kleidung bürgerte sich bald bei allen Mitgliedern ein. Wenn auch Akten und Protokolle darüber fehlen, so steht geschichtlich fest, dass die Kompanie schon 1842 einheitlich gekleidet war im Festzuge. Die Hildesheimer JunggesellenKompanie hat darin einen Lobredner in dem Schriftsteller Carl Riehl aus Celle. In seinen »Erinnerungen an Hildesheim" (Druck und Verlag von Gerstenberg 1845) schreibt er im vierten Briefe vom Juli 1842, Seite 35: ^Sehen muß man nur die schöne Junggesellen-Kompanie in ihren dunklen Fracks, blauen Mützen und weißen Hosen. "Diese Sitte, in einheitlicher Kleidung aufzutreten, hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Zwar hat Mode und Form im Wandel der Zeit daran geändert, aber der einheitliche Gedanke findet noch in der Gegenwart seinen Niederschlag. Alte Überlieferung hat sich noch in die Gegenwart gerettet.
Stiftungen
I. D. A. Fallbrück 1842.
,, Stark und deutsch wie der WeinSollen unsre Herzen sein."
Zum Freischießen 1843 überreichte der Advokat Friedrich Weinhagen der Junggesellen-Kompanie einen silbernen Becher, der neben hohem Kunstwert auch einen erheblichen Me-tallwert besitzt. Dieses Prunkstück ist noch heute ein Stolz der ganzen Kompanie.
Im selben Jahre hatte das Hildesheimer Freischießen am 19. Juli hohen Besuch vom Kronprinzen von Hannover nebst Gemahlin. Sämtliche Kompanien mussten an diesem Tage mittags 1/2 Uhr auf dem Paradeplatz antreten. Die hohen Herrschaften schritten die Front ab und beehrten den Vorstand der Kompanie mit einer Ansprache.
Hatte bislang die Kompanie nur dem Freischießen als äußere Zierde beigewohnt, so wurde jetzt der Schießsport in den Vordergrund gerückt. Von nun an trat man offiziell als schießende Korporation auf. Eine silberne Kette für den besten Schützen ist noch heute unter dem Namen ,,Junggesellenkette" im Besitze der Hildesheimer Schützengesellschaft und wird alljährlich ausgeschossen. Leider ist das Rechtsverhältnis nicht geklärt, um Anspruch auf diese Kette zu erheben. Wahrscheinlich sind sämtliche Inventarstücke der Junggesellen-Kompanie in den Revolutionswirren 1848 nach dem damaligen alten Schützenhause gewandert und somit in den Besitz der Hildesheimer Schützengesellschaft gelangt. Diese Mutmaßung wird gezogen aus dem Umstande, dass man noch im Jahre 1924 auf dem Boden des neuen Schützenhauses ein altes Protokollbuch der Kompanie aus der Gründungszeit (1831) gefunden hat.
Bezüglich der ,,Junggesellenkette" wurden in den Jahren 1884 und 1886 mit der Schützengesellschaft Verhandlungen gepflogen. Der erste Vorsitzende der Hildesheimer Schützengesellschaft, Söhlemann, war bereit, die Rechtsansprüche der Junggesellen-Kompanie anzuerkennen.
Aber die Herausgabe scheiterte an dem Widerspruche der übrigen Vorstandsmitglieder. Somit kann die Junggesellen-Kompanie dieses historische Stück nur als Verlust buchen.
Das Gleiche gilt auch von zwei Ehrensäbeln mit goldenen und silbernen Knauf, die vom König Georg von Hannover und vom Kronprinzen der Kompanie verliehen sind. Nach mündlicher Überlieferung sollen beide Stücke in einem Museum in England aufbewahrt werden.
Wegen der Teuerung fiel im Jahre 1847 das Hildesheimer Freischießen aus, um es aber im folgenden Jahre unter allgemeiner Anteilnahme mit noch größerem Pomp zu feiern. Der Festjubel fand seinen Niederschlag in der Abfassung des Gedichtes:
,,Dat hilmesche Froischeitenleud". In 18 schaurig-schönen Strophen besang man den Aufzug und das Fest. Von unserer Kompanie hieß es: ,, Jetzt kummt de Junggesellenkompanoi,De Hauptmann Hansen is er ok mit boi,Se hebbet ehre Taschen düchtig vull Geld, Drum hebbet se up'r Wisch ok ehr eigen Telt.
" Die Wirren der Zeit fanden auch bei der Junggesellen-Kompanie eine eigene Prägung. Es trat eine Spaltung ein. Man unterschied eine blaue und eine schwarze Junggesellen-Kompanie. Die Mitglieder der einen trugen weiße Hosen und ein blaues, kurzes, geschlossenes Jäckchen, während die andere Kompanie ihr schwarzes Jäckchen beibehielt. Wer von den beiden Korporationen im Besitze der Inventar-Stücke (außer der Fahne) gewesen ist, lässt sich nicht mehr feststellen.
Im Kriegsjahr 1865 fiel das Freischießen aus und im folgenden Jahr beging man die 500-Jahr-Feier zur Erinnerung an die Schlacht von Dinklar. Beide Junggesellen-Kompanien waren in Uniform dabei vertreten. Im Jahre 1871 sollte das Freischießen wegen des Krieges zunächst nicht stattfinden. Schließlich lief die behördliche Genehmigung ein. Doch musste die Feier wegen Überschwemmung der Wiesen vom 10. auf den 24. Juli verschoben werden.