Über uns

Unsere Jubiläumsausgabe spannt den Bogen von der Gründung der Junggesellenkompanie im Jahr 1831 bis zum heutigen Tag. 175 Jahre bewegtes Vereinsleben, Hochs aber auch Tiefs, werden darin ohne Anspruch auf Vollständigkeit in Wort und Bild dargestellt. Um der langen Tradition der Kompanie gerecht zu werden, wurden Teile der ersten beiden Chroniken zum 125. und 150. Bestehen wortwörtlich übernommen, auch wenn manche Passagen etwas altertümlich anmuten und nicht immer die heutigen Ansichten der Junggesellen widerspiegeln. Trotzdem handelt es sich dabei um wichtige Zeitdokumente, die das Entstehen und Wachsen der Kompanie aus der damaligen Sicht beschreiben. Doch so wie die Zeiten, ändern sich auch Form und Stil, wie gelebte Geschichte zu Papier gebracht wird.Und gerade darin liegt der besondere Charme der vorliegenden Jubiläumsausgabe. In eigener Sache Die Chronik anlässlich des 175-jährigen Bestehens der Hildesheimer Junggesellenkompanie ist in zwei Teile gegliedert.
Der Erste wurde originalgetreu aus der Festschrift zur 150-Jahr-Feier übernommen. Nicht immer spiegelt er die heutigen Ansichten und Vorstellungen der Junggesellen wieder, ist jedoch ein wichtiges Zeitdokument, das den Wandel der Kompanie, aber auch der Stadt Hildesheim, im Laufe der Jahrzehnte beschreibt. Der zweite Teil ist ein brandneuer Querschnitt über die vergangenen 25 Jahre der Hildesheimer Junggesellen. Er entspricht in Wort und Stil der heutigen Zeit und dokumentiert in lockerer Reihenfolge - teilweise auch Sprache – die Aktivitäten und das Selbstverständnis der Kompanie. Und genau diese Kombination aus alten und neuen Fotos und Texten macht die aktuelle Chronik so interessant und spannend. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit 175 Jahren Hildesheimer Junggesellenkompanie.

UNSERE GESCHICHTE

Äußere Verhältnisse zur Zeit der Gründung

Äußere Verhältnisse zur Zeit der GründungDie ersten Keime zur Bildung der Hildesheimer Junggesellen-Kompanie liegen im Schoße der Hildesheimer Schützengesellschaft, die ihren Ursprung auf Bischof Gerhard, den Sieger der Schlacht bei Dinklar, zurückführt (1365-1398). Gerade in der Schlacht bei Dinklar am 3. September 1367 zeigte es sich zur Evidenz, was eine geschulte kleine Truppe gegen einen übermächtigen Feind vermag. Seit jener Zeit hatten die Hildesheimer Bürger die Berechtigung, zu bestimmten Zeiten sich in den Waffen zu üben und sich mit der Handhabung derselben vertraut zu machen. Im Jahre 1830 stockte Handel und Wandel. Wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten befürchtete man Unruhen. Mitglieder der Schützengilde standen dem Militär als Helfer zur Seite. Auf Anregung des allgemein beliebten Landdrosten (Regierungspräsidenten) Nieper ward Ende September gleichen Jahres eine Bürgergarde errichtet, deren ,,Chef" der Syndikus Lüntzel wurde. Die Hannoversche Regierung förderte in jeder Weise das Schützenwesen.
Die Feier des Freischießens wurde gehoben. Ein glänzender Aufzug wurde veranstaltet. Die Jungbürger der drei letzten Jahre waren zur Teilnahme am Auszuge verpflichtet. Ja, man verlangte die Teilnahme aller Bürger. Auch die Jugend sollte nicht zurückstehen. Das Fernbleiben sei eine Geringschätzung der Veranstaltung und bekundete den Mangel an wahrem Bürgersinn. Um diesen zu wecken und zu fördern, appellierte man an die unverheirateten Bürger und Bürgersöhne. Der Funken zündete. Man hauchte dem Freischießen wieder neues Leben ein. Unter tätiger Mitwirkung des Magistrates der Stadt gelang es, das Freischießen auf die früher löbliche Art und Weise wieder herzustellen. Der August des Jahres 1830 brachte eine neue Schützenordnung. Man bemühte sich, das Freischießen zu einem wahren Volksfeste zu machen. So verstrich das Jahr 1830. Im nächsten Jahre wurde aber das Fest noch glänzender gefeiert, jeder Bürger nahm am Aufzuge teil. „“Fast 7000 Menschen" sollen dabei auf den Beinen gewesen sein.

 

Die Gründung

Während der Dauer dieser festlichen Tage war es nun, wo in einer Gesellschaft junger Bürger und Bürgersöhne, welche dem Aufzuge ebenfalls beigewohnt, die Idee verlautbar wurde, ob es nicht anwendbar sei, auf das zukünftige Freischießen eine nur aus unverheirateten Bürgern und Bürgerssöhnen bestehende Kompanie zu errichten? Diese Idee fand zwar bei allen Anwesenden den lebhaftesten Beifall, indem sie einmütig erklärten, tätigen Anteil zu nehmen und zur Ausführung dieses Projektes kräftig mitwerben zu wollen, bemerkten jedoch, dass das Gedeihen des Planes noch einigen Zweifeln unterworfen sein dürfte. Freilich war nicht zu verkennen, dass man, bevor der vorhabende Endzweck erreicht würde, mit unendlich vielen Schwierigkeiten zu kämpfen und allerlei Hindernisse aus dem Wege zu räumen hatte, jedoch nichts war imstande, das Projekt auf irgendeine Weise zu vereiteln. - Hierdurch wurde der Mut aller gewissermaßen aufs Neue beseelt, und viele junge Bürger übernahmen es, den Versuch zu machen, mittels einer Zirkular -schrift die Subskriptionen zu sammeln. Der Erfolg krönte ihre Bemühungen auf eine glänzende Weise und gewährte ihnen hinlänglichen Ersatz für das übernommene mühsame Geschäft, indem sie aller Hindernisse ungeachtet, das Vergnügen hatten, durch eine hinlängliche Anzahl von Unterschriften den ersten Grund zur Bildung der Kompanie zu legen; infolgedessen die Gesellschaft dann auch wirklich ins Leben trat und an dem späterhin abgehaltenen Freischießen auf eine Art sich auszuzeichnen wusste, dass sie sich die größte Achtung aller Bewohner der Stadt in hohem Grade erwarb. Nachdem sich nun aus den gesammelten Unterschriften das erfreuliche Resultat ergab, dass man zur Wahl der Offiziere und Führer schreiten konnte, wurde eine Versammlung der ganzen Gesellschaft veranstaltet, in welcher das späterhin

folgende Reglement verlesen wurde und die in der nächstfolgenden, aus den Unterschriften alphabetisch geordneten Liste verzeichneten Personen zu Offizieren und Führern gewählt, auch wegen Anschaffung einer neuen Fahne das Nötige beraten und beschlossen wurde. Das Hauptziel der neugegründeten Korporation bestand in der aktiven Anteilnahme am Freischießen unter Ausschaltung aller politischen und konfessionellen Interessen. Auf Zucht und Ordnung hielt man strenge. Ihre schönste Aufgabe erblickte die junge Kompanie darin, ihre Mitglieder zu tüchtigen und ehrbaren Bürgern heranzubilden. Alljährlich, wenn das Osterfest vorüber war, wurden die Mitglieder nach der Steingrube beordert. Hier wurden unter Leitung der Offiziere in Anwesenheit der Tambouren (Trommler und Pfeifer) Exerzierübungen veranstaltet. Eine Pflicht, an diesen Übungen teilzunehmen, bestand nicht. Jeder Junggeselle erachtete es als eine Ehre, an den Exerzitien teilzunehmen. Der Erfolg blieb nicht aus. Freundlich ruhten die Augen der Zuschauer bei dem Aufzuge am Freischießen auf der Junggesellen-Kompanie. In geschlossener Formation und im strammen Gleichschritt zog man auf. Deshalb übertrug man ihr auch die Ehrenbegleitung der ,,Besten Männer", wenn diese am späten Abend, mit ihren neuen silbernen Ehrenzeichen und mit der Bürgerkrone geschmückt, in die Stadt einzogen. Bis zum Jahre 1870 trat die Junggesellen-Kompanie nur zum Freischießen zusammen. Wer bis dahin einen Beitrag von 30 Sil-bergroschen entrichtet hatte, war Mitglied und durfte an den Vergnügungen, die im Laufe des Jahres stattfanden, teilnehmen. Eine bei den Mitgliedern zirkulierende Liste, von den Führern und Offizieren unterzeichnet, vermittelte die Einladung./div>

 

Offiziere und Führer

Die Liste der Offiziere und Führer, welche leider nicht mehr vollständig erhalten ist, weist viele bekannte Namen alter Hildesheimer Patrizier-Familien auf. Sehr oft sehen wir den Captain Hansen, als ersten Führer der Kompanie, auch die Namen Schöne, Haverbeck, Krüger, Gerstenberg, Grote, Immendorf weiden des Öfteren genannt. Urenkel bzw. Enkel gehören heute noch der Kompanie an und, ihre Familiengeschichte ist eng mit der Junggesellen-Kompanie verbunden. Daß die Mitglieder unter sich Zucht und Ordnung hielten und es streng nahmen mit ihren Gesetzen, beweist eine Einnahme von 28 Reichstalern für Strafgelder, sowie ein nachstehend aufgeführter Paragraph des Statuts vom 10. Juni 1832:

„Damit Ordnung und Einigkeit erhalten werde, sind alle Mitglieder verpflichtet, sich gegenseitig freundschaftlich zu behandeln, den Anordnungen der gewählten Vorgesetzten aber schuldige Folge zu leisten. Die Contravenienten werden nach stattgehabter Untersuchung durch das Collegium mit einer Geldstrafe bis zu einem Thailer belegt."

 

Ein alter Vertrag

Sehr interessant ist auch nachstehender Vertrag, der am l. Juli 1832 mit dem Gastwirt Mummers abgeschlossen wurde und im Verhältnis zu den heutigen, oft unklaren Abmachungen sehr ausführlich ist:Übereinkunft, welche unterm heutigen Tage zwischen den Offizieren und Führern der Junggesellen-Kompanie und Herrn Gastwirt Mummers zustande gekommen ist:
1. verpflichtet sich die Kompanie, das zu erbauende Zelt des Herrn Mummers zu ihrem Vergnügungsorte zu nehmen.

2. Erhält die Kompanie die Musik des Herrn M. zum Ausmarsch des Aufzuges wie auch auf die 3 Schießtage, von abends 8 Uhr an, solange, wie die Kompanie Vergnügen findet.

3. Die Kompanie behält sich bevor, für die Harmonie-Musik, welche bis 8 Uhr abends zum Besten des Herrn M. stattfindet, so oft gesammelt wird, nichts zu bezahlen, sondern sich durch Vorzeigung einer Karte zu legimentieren, dass man zur Kompanie gehört.

4. Sobald die Tanzmusik ihren Anfang genommen hat, so kann durchaus kein anderer, als wer zur Kompanie gehört, Anteil nehmen, es sei denn auf ausdrückliche Bestimmung der Kompanie. Sollte jedoch der eine oder der andere von Mummers Gästen, der nicht zur Kompanie gehört, nach 8 Uhr

abends tanzen wollen, so darf dieses nur geschehen außer dem für die Kompanie bestimmten Lokale, jedoch bleibt die Bestimmung der Tänze durch einen Anschlagezettel im Zelte der Kompanie überlassen.
5. Verpflichtet sich Herr M. in dem zu erbauenden Zelte eine Abteilung von 2 Dielen Länge und verhältnismäßiger Breite lediglich für die Kompanie einzurichten, ohne daß ein anderer das Recht haben soll, davon, sei es auch am Tage, Besitz zu nehmen.

6. Herr M. erhält für die Erfüllung oben genannter Bedingungen in einer Summe 36 Reichs-taler, ohne dass die Kompanie noch sonst an die Musici etwas zu bezahlen hat. Der Tag der Auszahlung obiger Summe ist auf den ersten Tag nach beendigtem Freischießen bestimmt.

7. Herr M. sowie auch die Offiziere und Führer der Kompanie haben obiges genau erwogen und verpflichten sich beide Teile durch ihre Namensunterschrift zur pünktlichen Erfüllung obiger Bedingungen, und bleibt Herr M. durch seine Unterschrift daran gebunden, da jedoch die Offiziere und Führer selbiges erst der Kompanie vortragen müssen, wie leicht zu erwarten steht, so erfolgt deren Unterschrift nur als Bestätigung, nachdem es die Kompanie genehmigt hat.

 

Erstes Auftreten

Doch bevor man zur Festfeier schritt, wurden Richtlinien zwecks Einladungen von Damen aufgestellt. Jedes Mitglied hatte sich danach zu richten. Mit großem Eifer betrieb man die Vorbereitungen zu dem ersten Feste, an dem die junge Kompanie teilnahm. Der Erfolg blieb nicht aus. Bei den Besuchen der mitfeiernden Korporationen wurden die Mitglieder der Junggesellen-Kompanie ganz besonders gefeiert und mancher Humpen auf ihre Gesundheit geleert. Die nach der Feier einberufene Versammlung weist die stattliche Zahl von 104 Mitgliedern auf. Der günstige Abschluss des Festes, freiwillige Spenden und vor allem die Mitgliedsbeiträge schufen einen finanziellen Rückhalt. Dadurch wurde die Kompanie in den Stand gesetzt, noch im selben Jahr eine Fahne, Degen für die Offiziere und eine Musikkapelle (Trommler und Pfeiffer) anzuschaffen. Damit fielen die beträchtlichen Ausgaben für die Tamboure fort. Begeistert gingen die Führer an den Ausbau und die innere Erstarkung. Als am 19. Juni 1833 die Mitglieder zum

bevorstehenden Freischießen zu einer Versammlung nach dem Knochen-hauer-Amtshause zu St. Andreas (abgebrannt zwischen der Münze und der Eckemekerstraße) geladen waren, beriet man über eine Änderung der Satzungen. Nach diesen ist ein Mitglied befugt, Freunde und Verwandte zu den Veranstaltungen der Kompanie einzuführen. Unter der Führung von Söhnen alteingesessener Hildesheimer Familien entwickelte sich die Jung-gesellenKompanie vorzüglich. Bereits 1835 mußte man zu einer Neuorganisation schreiten. Man bildete 4 Führerschaften mit nachfolgendem Offizierkorps:
Major: Hansen.
Kaptain: Eickenkötter.
Leutnants: Welge, Adam.
Führer: Immendorff, Ossenkopp.

 

Folgende Feste

Im Jahre 1833 lag das Freischießen in den Händen des regierenden Bürgermeisters Dr. Lüntzel. Als kommandierender General des Schützen- und Bürgerzuges waren er und sein Adjutant beritten.
1838 wurde der Bürgermeister Lohde zum General gewählt. Sein Adjutant war der Bauver-walter Witte, Major und Kommandeur des zweiten Bataillons war der Advokat Fr. Weinha-gen. Die Reihenfolge im Zuge war wie folgt:
Artillerie, Kavallerie mit Musik, Schützen mit Musik, I. Bataillon der Bürger unter Kommando des als Major gewählten Stadtsekreträrs Brandts, zum I. Bataillon gehörten auch die mit Schurz, Axt und Bärenmütze versehenen Zimmerleute sowie der langjährige Tambour-Major Pölz. Das II. Bataillon kommandierte als Major der Advokat Friedrich Weinhagen. Den Schluss des Zuges bildete die Junggesellen-Kompanie. Am Mittwoch im Freischießen wurde aber vom

linken Flügel abmarschiert, so dass nach den Schützen die Junggesellen-Kompanie kam. Im Jahre 1839 besuchte König Ernst August das Hildesheimer Freischießen, ohne die Stadt zu betreten. Auf dem Schützenhause wurden ihm die Vertreter der einzelnen Korporationen vorgestellt. Auch der Vorstand der Junggesellen-Kompanie machte seine Aufwartung.
Stets hielten die Junggesellen unentwegt zusammen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit beseelte alle. Dieses trat besonders nach dem Freischießen 1839 in Erscheinung. Aus Anlass des Freischießens strengte eine Dame gegen einen Offizier eine Klage an. Sofort machte die ganze Kompanie einmütig Front und opferte das ganze Vermögen der Kasse, das sich auf 68 Reichstaler belief. Selbst als dieser Betrag nicht ausreichte, sprangen edle Spender aus der Kompanie in die Bresche, so dass der Prozess glücklich zu Ende geführt wurde.

 

Freischießen 1841

Im Jahre 1841 wurde das Freischießen am 15., 16., 17. und 18. August abgehalten. Die Einladung sah folgende Tagesordnung vor:
I
Am 15. Sonntag-Nachmittag versammeln sich die verschiedenen Abteilungen der Bürger in der Schützenallee, wo als Vorbereitung des folgenden Tages Musterung abgehalten wird. Alsdann wird auf die Wiese marschiert.

II
Bei Tagesanbruch des 16. August wird Reveille geschlagen: ,,Freut Euch des Lebens usw.". Pünktlich 8 Uhr morgens findet der festliche Auf- und Auszug statt. Ordnung des Zuges ist folgende:
1. Artillerie
2. Trompeter der Kavallerie
3. Kavallerie
4. Vier Scheiben, Scheibenseher und Schreiber
5. Zwölf junge Kranzträgerinnen

6. Hörn- und Musikchor
7. Schützen- oder l. Kompanie
8. Zimmerleute
9. Regimentstrommler mit Trommel;
Trommelschläger und Pfeiffer
10. 2. und 3. Kompanie. <br/ II. Bataillon
11. Musikchor und Trommelschläger
12. 4., 5. und 6. Kompanie
13. Musikchor
14. Junggesellen- oder 7. Kompanie
Hildesheim, den 7. August 1841
Der General: Fr. Weinhagen
Der Oberstleutnant: Th. Peters
Der Major: L. Böbbelen
Die Schützendeputierten: Tietz, Wolpers, Meyer
Der General-Adjutant: A. Schwiening

 

Einheitliche Kleidung

Die Offiziere und Führer, der Kern und das Rückgrat der Kompanie, gingen zu den Paraden in weißen Beinkleidern und schwarzem Gehrock mit umgeschnalltem Säbel. Diese einheitliche Kleidung bürgerte sich bald bei allen Mitgliedern ein. Wenn auch Akten und Protokolle darüber fehlen, so steht geschichtlich fest, dass die Kompanie schon 1842 einheitlich gekleidet war im Festzuge. Die Hildesheimer JunggesellenKompanie hat darin einen Lobredner in dem Schriftsteller Carl Riehl aus Celle. In seinen »Erinnerungen an Hildesheim" (Druck und Verlag von Gerstenberg 1845) schreibt er im vierten Briefe vom Juli 1842, Seite 35: ^Sehen muß man nur die schöne Junggesellen-Kompanie in ihren dunklen Fracks, blauen Mützen und weißen Hosen. "Diese Sitte, in einheitlicher Kleidung aufzutreten, hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Zwar hat Mode und Form im Wandel der Zeit daran geändert, aber der einheitliche Gedanke findet noch in der Gegenwart seinen Niederschlag. Alte Überlieferung hat sich noch in die Gegenwart gerettet.

 

Stiftungen

Großer Sympathie erfreute sich die Junggesellen-Kompanie in der Bürgerschaft. Manche Stiftung wandte man ihr zu. Aus dem Jahre 1842 bewahrt die Kompanie noch einen wertvollen Glaspokal mit der Inschrift:
I. D. A. Fallbrück 1842.
,, Stark und deutsch wie der WeinSollen unsre Herzen sein."
Zum Freischießen 1843 überreichte der Advokat Friedrich Weinhagen der Junggesellen-Kompanie einen silbernen Becher, der neben hohem Kunstwert auch einen erheblichen Me-tallwert besitzt. Dieses Prunkstück ist noch heute ein Stolz der ganzen Kompanie.
Im selben Jahre hatte das Hildesheimer Freischießen am 19. Juli hohen Besuch vom Kronprinzen von Hannover nebst Gemahlin. Sämtliche Kompanien mussten an diesem Tage mittags 1/2 Uhr auf dem Paradeplatz antreten. Die hohen Herrschaften schritten die Front ab und beehrten den Vorstand der Kompanie mit einer Ansprache.
Hatte bislang die Kompanie nur dem Freischießen als äußere Zierde beigewohnt, so wurde jetzt der Schießsport in den Vordergrund gerückt. Von nun an trat man offiziell als schießende Korporation auf. Eine silberne Kette für den besten Schützen ist noch heute unter dem Namen ,,Junggesellenkette" im Besitze der Hildesheimer Schützengesellschaft und wird alljährlich ausgeschossen. Leider ist das Rechtsverhältnis nicht geklärt, um Anspruch auf diese Kette zu erheben. Wahrscheinlich sind sämtliche Inventarstücke der Junggesellen-Kompanie in den Revolutionswirren 1848 nach dem damaligen alten Schützenhause gewandert und somit in den Besitz der Hildesheimer Schützengesellschaft gelangt. Diese Mutmaßung wird gezogen aus dem Umstande, dass man noch im Jahre 1924 auf dem Boden des neuen Schützenhauses ein altes Protokollbuch der Kompanie aus der Gründungszeit (1831) gefunden hat.
Bezüglich der ,,Junggesellenkette" wurden in den Jahren 1884 und 1886 mit der Schützengesellschaft Verhandlungen gepflogen. Der erste Vorsitzende der Hildesheimer Schützengesellschaft, Söhlemann, war bereit, die Rechtsansprüche der Junggesellen-Kompanie anzuerkennen.
6. Hörn- und Musikchor
Aber die Herausgabe scheiterte an dem Widerspruche der übrigen Vorstandsmitglieder. Somit kann die Junggesellen-Kompanie dieses historische Stück nur als Verlust buchen.
Das Gleiche gilt auch von zwei Ehrensäbeln mit goldenen und silbernen Knauf, die vom König Georg von Hannover und vom Kronprinzen der Kompanie verliehen sind. Nach mündlicher Überlieferung sollen beide Stücke in einem Museum in England aufbewahrt werden.
Wegen der Teuerung fiel im Jahre 1847 das Hildesheimer Freischießen aus, um es aber im folgenden Jahre unter allgemeiner Anteilnahme mit noch größerem Pomp zu feiern. Der Festjubel fand seinen Niederschlag in der Abfassung des Gedichtes:
,,Dat hilmesche Froischeitenleud". In 18 schaurig-schönen Strophen besang man den Aufzug und das Fest. Von unserer Kompanie hieß es: ,, Jetzt kummt de Junggesellenkompanoi,De Hauptmann Hansen is er ok mit boi,Se hebbet ehre Taschen düchtig vull Geld, Drum hebbet se up'r Wisch ok ehr eigen Telt.
" Die Wirren der Zeit fanden auch bei der Junggesellen-Kompanie eine eigene Prägung. Es trat eine Spaltung ein. Man unterschied eine blaue und eine schwarze Junggesellen-Kompanie. Die Mitglieder der einen trugen weiße Hosen und ein blaues, kurzes, geschlossenes Jäckchen, während die andere Kompanie ihr schwarzes Jäckchen beibehielt. Wer von den beiden Korporationen im Besitze der Inventar-Stücke (außer der Fahne) gewesen ist, lässt sich nicht mehr feststellen.
Im Kriegsjahr 1865 fiel das Freischießen aus und im folgenden Jahr beging man die 500-Jahr-Feier zur Erinnerung an die Schlacht von Dinklar. Beide Junggesellen-Kompanien waren in Uniform dabei vertreten. Im Jahre 1871 sollte das Freischießen wegen des Krieges zunächst nicht stattfinden. Schließlich lief die behördliche Genehmigung ein. Doch musste die Feier wegen Überschwemmung der Wiesen vom 10. auf den 24. Juli verschoben werden.